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Sommer 2019, Pyrenäen: Pic de Campbieil, 3173m MSL
"mal sonnig, mal in düstere Wolken gehüllt und auf dem Gipfel wartet schon der Steinbock auf uns"











Das Ende des Sommerurlaubs rückt unaufhaltsam näher...
Wir entscheiden uns, den ohnehin schon unbeschreiblich schönen Wanderungen der vergangenen Tage noch eins oben drauf zu setzen. Mit dem Pic de Campbieil, einem 3000er an der spanischen Grenze.
Schon die Anfahrt zu dem hoch gelegenen Stausee Cap de Long verspricht, ein Abenteuer zu werden. Es erwartet uns die höchst gelegene befestigte Straße der französischen Pyrenäen, einspurig, mit unzähligen nicht einsehbaren Kurven, windet sie sich immer weiter hinauf durch wilden Bergwald, vorbei an senkrechten Felswänden, um nach einer gefühlten Ewigkeit den Blick freizugeben auf den „Lac de Cap de Long“, den obersten eines ganzen Systems verschiedener Stauseen.

Schnell haben wir den schönsten aller Campingbus Stellplätze ganz am Ende des langen Parkplatzes erspäht und suchen uns einen Schlafort in respektvollem Abstand zu den umliegenden Granitwänden, da der hinterste Bereich des geschotterten Platzes bereits von einem Ehrfurcht einflößenden Felssturz überhäuft wurde.

Die Wetteraussichten am nächsten Tag sind gut, zumindest bis zum späten Nachmittag soll es sonnig und stabil sein. Nach einer ruhigen Nacht an diesem hochgelegenen wunderschönen wenn auch kargen Ort starten wir früh durch. Schon nach einigen Metern Gekraxel über die wild zusammen gewürfelten Granitbrocken, die vor kurzem noch Teil der links von uns aufragenden Felswand waren, vergessen wir, wie schwer es uns gefallen war, morgens unter den warmen Decken hervor zu kriechen. Der in Herzform aus dem Gestein gesprengte Brocken ist besonders originell und zeugt von der äußerst kreativen Gestaltkunst der Natur.

Wir gehen erstmal entlang des Stausees, der sich allmählich Richtung Süden wendet und genießen die ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages auf der Haut. Nach etwa 20 Minuten kehren wir dem tiefblauen Wasser des Sees den Rücken und winden uns die ersten Höhenmeter den Berg hinauf. Eine herrliche Stille liegt über allem. Wir sind völlig allein, weit und breit keine Menschenseele und fühlen uns eins mit den Elementen.

Erst beim Anblick eines verdächtigen Abdruckes in einem sandigen Abschnitt des nun hangparallel laufenden Pfades, ist es vorbei mit der Ruhe: ein BÄR!!
In diesem Teil des Nationalparks gibt es sie, das habe ich im Vorfeld recherchiert. Ob es nun der Abdruck einer Bärentatze ist oder nur die übersprudelnde Fantasie... egal. Von jetzt ab begleitet uns der Bär ;)

Inzwischen haben wir einen kleinen Bergbach erreicht, der, von hoch oben kommend, den Stausee speist. Unser Weg folgt diesem hinauf und wir sind neugierig, welcher Quelle er da oben wohl entspringt. Ganz so einfach wird es uns aber nicht gemacht. Es gilt nun erst einmal wegloses verblocktes Gelände zu überwinden. Immer wieder müssen wir uns entscheiden, ob wir uns lieber weiter links oder rechts halten. Die Steinmännchen stehen überall und so richtig eindeutig ist nicht zu erkennen, wo es denn nun eigentlich hingeht.

Endlich wird die Mühe belohnt! Wir haben den See erreicht, aus dem sich unser Bergbach speist. Die Ufer sind wunderschön mit Wollgras übersät.
Zeit für eine Stärkung!
Etwas besorgt gehen unsere Blicke währenddessen an den Himmel hinter uns. Da braut sich etwas zusammen. Nach einigem Hin und Her entschließen wir uns, weiter zu gehen, der Wettervorhersage und den eigenen Kenntnissen vertrauend, dass die Gewitter noch auf sich Warten lassen werden. Weiter gehts...

Nach dem wir den idyllischen See hinter uns gelassen haben, wird es zunehmend alpiner und rauer. Zeitgleich verdichten sich die Wolken, womit sich das Gebirge in seiner ganzen steinigen Urgewalt melodramatisch inszeniert.

Jetzt können wir schon einen Blick auf den Gipfel werfen. Der alpine Weg führt jedoch in weitem Bogen hangparallel unterhalb entlang, um diesen dann über einen lang gezogenen Grad zu erreichen.

Hoch über uns, Silhouetten gleich, entdecken wir eine Gruppe Steinböcke und erstmals an diesem Tag sehen wir andere Wanderer. Nachdem wir lange über Steinplattengelaufen sind, wird der Untergrund immer gerölliger, der Rest der Tour: eine einzige Schutthalde.

Bevor wir uns an den Anstieg zum Grad hinauf machen, kommt die „Brèche de Roland“, eine gewaltige Steinlücke am Hauptkamm der Pyrenäen, in Sicht. Irre!

Nach einigem Staunen und Knipsen warten die letzten zu überwindenden Höhenmeter auf uns. Auf dem Grad angelangt weitet sich der Blick in alle Richtungen, auch hinein in die spanischen Pyrenäen. Der Himmel zeigt sich nicht gerade von der freundlichsten Seite, so dass wir zügig dem Gipfel entgegen stapfen.

Den haben wir dann auch schnell erreicht.
Aber Einer war schneller! Ein Steinbock wollte ebenso hoch hinaus.

Leider sind wir ihm wohl nicht so geheuer und er tritt kurz entschlossen den Rückzug an, um sich in die sichere Gemeinschaft des Rudels zurück zuziehen, welches wir kurz zuvor unterhalb des Grades beobachtet hatten. Er war mit einem Sender am Halsband ausgestattet und steht demnach wohl unter „wissenschaftlicher“ Beobachtung.


Ein fernes Donnergrollen veranlasst uns, auf die ausführliche Lektüre des Gipfelbuches zu verzichten. Stattdessen nehmen wir die Beine in die Hand und versuchen den Steinböcken in alpiner Klettertechnik Konkurrenz zu machen. Was natürlich reines Wunschdenken bleibt ... Auch die 2 Wanderstöcke und somit „4 Beine“ verhelfen uns noch lange nicht zu größerer Geschwindigkeit geschweige denn Eleganz am Berg;)

Zum Glück beruhigen sich die Gemüter am Himmel und schon bald zeigen sich erneut Schönwetterwolken und tiefes Blau über unseren Köpfen.

Zufrieden und beschwingt treten wir den Rückweg an und genießen diesen in vollen Zügen.

Vorbei am Quellsee, die Felsblöcke hinab,

dem Bergbach folgend und schließlich wieder ans Ufer des Stausees gelangend, melden sich so langsam die Füße und wir sind froh nach einer letzten Wegbiegung ...

... den Felssturz und dahinter unser kleines rollendes Feriendomizil zu erblicken.

Ein schöner langer Bergtag geht zu Ende...

und sollte uns noch lange in schöner Erinnerung bleiben. Zumal es am nächsten Tag erst einmal nichts mehr zu sehen gab.
und weiter: nächste Tour: Lac de Bastan - fast wie in Kanada
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